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W APPEN UND F AHNEN









       Krabben landen nicht nur               raum der Stadt Liestal, wo ein Luftent-  rekonstruieren liess, entfachte Schnei-
       in Kochtöpfen, sondern auch            feuchter surrend für die optimalen     ders Faszination für die Welt der Fahnen.
                                              klimatischen Verhältnisse sorgt. Gemäl-  Heute ist sie Teil der Dauerausstellung
       auf Wappen. Sieben Stück
                                              de hiesiger Künstler sind hier aufgeho-  des DISTL. Nach und nach stiessen
       sind es im Fall des Wappens
                                              ben, Vorderlader, Säbel, Trommeln, ein   mehr und mehr Fahnen zur städtischen
       des Kantons Basel-Landschaft.          geborstenes Kanonenrohr.               Sammlung, eine handgemalte Banntag-
       Es sind die sieben Tupfen am               Schliesslich schlummert hier       fahne von 1867; jene des «Gesang-Verein

       Knauf des roten Baselstabs auf         unten hinter Stahltüren, und das sei der   Frohsinn», Liestal, 1855; jene der
                                              eigentliche Schatz, sagt Hans Ruedi    Schuljugend Liestal, rot gestickt auf
       weissem Grund. Der Stab ist
                                              Schneider, eine Fahnensammlung, die    grauem Leinen, 1850.
       ein Bischofsstab, vor geschätz-        sich sehen lässt, Stück für Stück fein
       ten 960 Jahren tauchte das             säuberlich einsortiert in einem Schub-  25 Liestaler Fahnen
       Wappen erstmals auf. Woher             ladenregal aus Holz. Schneider leitete   Und eben jene Stadtfahne Liestals, wie
       die Krabben kommen und was             einst das Dichtermuseum Liestal, das   sie vor der Kantonstrennung aus-
                                              schliesslich zum Dichter- und Stadt-   sah. Trotzdem wird ihr Alter nicht auf
       sie bedeuten, ist unklar.
                                              museum, dem DISTL, ausgebaut wurde.    das erste Drittel des 19. Jahrhunderts
                                                  Begonnen hat alles mit einer ver-  geschätzt. «Sicher vor 1921, aber wir
       Als sich die Landschaft 1833 von der   witterten Regimentsfahne, einem Fetzen   wissen es nicht genau», ergänzt Hans
       Stadt losgekämpft hatte, brauchte sie ein   Stoff nur mehr, der verblichen an der   Ruedi Schneider. 25 Fahnen sind es
       Wappen. Man übernahm jenes der Stadt   Museumswand hing. Alle paar Wochen     insgesamt. «Das ist eine grossartige
       Liestal, woraufhin, um Verwechslungen   lagen ein paar Fetzen des guten Stücks   Sammlung», sagt Stefan Hess, heutiger
       zu vermeiden, Liestal ein bekanntes Stadt-   auf dem Boden. Schneider sammelte sie,   Leiter des DISTL und jener Mann, der
       siegel zum neuen Wappen erklärte: der   schliesslich übergab er alles zusammen   den Schlüssel und die Verantwortung
       wachsende Bischofsstab mit ebenfalls   der Textilrestauratorin des Historischen   hat für den Kulturgüterschutzkeller im
       sieben gotischen Krabben, die untere   Museums in Basel.                      Untergeschoss des Frenke-Schulkom-
       Wappenhälfte rot, die obere silbern, das      Was dann zurückkam, eine Fahne   plexes.
       auf der Flagge zu weiss wird.          nämlich in vielen Farben und – leider      Letztmals ausgestellt wurde ein
                                              – einer Geschichte, die sich noch nicht   Teil der Sammlung vor bald 30 Jahren
       Ein Schatz hinter Stahltüren
       Eine der wohl ältesten Liestaler Flaggen
       befindet sich in den Niederungen der
       Schulanlage Frenke, Kulturgüterschutz-







           Historiker Hans Ruedi Schneider kennt die
            Liestaler Fahnen wie seine Hosentasche.
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