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ARBEITEN
Destination Zürich Flughafen: Franziska
Buschbauer ist oft am Liestaler Bahnhof
anzutreffen.
Über den Wolken
Franziska Buchbauer, 58 und dreifache Mutter, ist Flight
Attendant mit Leib und Seele. Sie erlebte das Grounding der
Swissair und Halifax – und liebt ihren Beruf trotzdem.
Franziska Buchbauer hatte als Kind Cockpit näher war als sonst kaum ein ist es noch heute. Nie, sagt sie, hätte sie
dieses Bild im Kopf, ein Bild, das sie Mensch. Oder wenn sie, aus derselben für eine andere Airline arbeiten wollen.
weder anfassen noch aufstellen konnte: Perspektive, den Blick über die Alpen Ein Passagier, erzählt sie, habe einst ge-
Sie, wie sie auf der Chinesischen Mauer schweifen liess. «Momente der Glück- sagt, er sei erst richtig weg von daheim,
stand. Ihre Primarschullehrerin hatte seligkeit», seien das gewesen. wenn er aus der Swissair-Maschine am
ihre Begeisterung dafür entfacht. Heute heisst die Swissair Swiss, Zielflughafen steige. Die Swissair war
Vielleicht war es dieser Moment, der auch das hat Buchbauer miterlebt: das mehr als ein Unternehmen; sie war Staats-
die Weichen stellte für ihr Leben – Grounding 2001. «Noch schlimmer war stolz und Zweitfamilie für ihre Angestell-
und der den Traum vom Beruf der aber Halifax.» Franziska Buchbauer ten, «ich hätte», sagt Buchbauer, «meine
Flight Attendant formte. Denn als meint Swissair-Flug SR 111, abgestürzt Hand für sie ins Feuer gelegt.» Und das
Flight Attendant, das wusste bereits am 2. September 1998 in der Nähe hat nichts mit der Entlohnung zu tun,
die Schülerin Franziska, würde sie der kanadischen Stadt Halifax, 229 denn wegen des Geldes brauche man
die Welt bereisen – und China. Menschen starben, darunter eine enge nicht Flight Attendant zu werden: «Es
Franziska Buchbauer, 58 und Mutter Freundin Buchbauers. «Da ging ein gibt Dinge, die man mit Geld nicht auf-
dreier Kinder, wurde Flight Attendant. Urvertrauen verloren – aber es war und wiegen kann; mir ist ein erfülltes Leben
Im Januar 1982 hob sie das erste Mal ab, blieb stets mein Traumberuf.» lieber, und das gibt mir mein Beruf.»
seit 1990 ist sie Maître de Cabine. Heute, Als Maître de Cabine ist Franziska
33 Jahre später, hat sie fast 4’000 Flüge Der Beruf als Erfüllung Buchbauer Gastgeberin. Sie braucht ein
auf dem Buckel, dabei 70 Länder bereist Die Swissair war mehr als ein Arbeitge- Gespür für die Passagiere, manche sind
und vor allem eins erlebt: erhebende ber: Sie war eine schweizerische Institu- in Eile und gestresst, von Emotionen
Momente. Dann etwa, wenn sie das tion, das Aushängeschild des Landes. Wer Getriebene, die womöglich schwierige
Wetterleuchten im Norden sah. Wenn für sie arbeitete, arbeitete mit Stolz. Auch Abschiede hinter sich haben, gescheiterte
sie dem Firmament mit Blick aus dem Franziska Buchbauer war stolz – und sie Geschäftsverhandlungen, Trennungen.
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