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Geschichte in vier Wänden die temporäre Ausstellung, die scheinbar
banale Landschaftsbilder zeigt, foto-
grafiert von Marco Degen. Öffnet man
Abgesägte Gliedmassen, historische Taschenuhren und das Fenster allerdings, werden aus satten
natürlich die Posamenterei: In und rund um Liestal locken Matten und grünen Bäumen Reihen-
zahlreiche Orts und Dorf museen zu Exkursionen. Eine häuschen und Quartierstrassen. «Vom
Fährtensuche von Frenkendorf über Liestal, Bubendorf und Kirschbaum zum Kirschlorbeer», wie
Ziefen bis nach Reigoldswil. Das natürlich an einem Museums Fritz Brönnimann lakonisch
bemerkt. Diese Ausstellung kam übri-
Sonntag. Dem ersten eines jeden Monats. gens besonders gut bei den Besuchern
an: Das Museum verzeichnete im 2014
Es ist eine blutrünstige Geschichte, die Geschichten aus Frenkendorf so viele Eintritte wie noch nie.
diese unscheinbare Säge erzählt. Und Es sind solche Geschichten, die die Er will keine Ansammlung histo-
eigentlich fehlt ihr nur die eingetrock- Dorfmuseen der Umgebung erzählen. rischer Gegenstände, sondern ein
nete Blutkruste von Becke-Jokebs Gerade in Frenkendorf, dessen Museum lebendiges Museum, das zum Nach-
linkem Arm, um auch bildlich zu zeigen, vom hiesigen Verkehrs- und Verschöne- denken anregt. Dazu gehört auch die
dass sie nicht nur Holz, sondern auch rungsverein betrieben wird, sammeln sie Kaffeestube und der Umstand, dass er
Menschengebein entzweite. Der unglück- sich in Form von Sägen und einem weite- sich gelegentlich in Originalfrack und
liche Jokeb hatte sich nämlich geweigert, ren unscheinbaren Relikt: das Lögeli. Die- -zylinder des einstigen Dorfarztes Emil
seinen faulenden Arm im Liestaler ses Weinfässchen erzählt die Geschichte Meyer wirft, um durch die historischen
Kantonsspital amputieren zu lassen. der Frenkendörfer, deren Übername seit Gänge zu führen. Dem gehörte übrigens
Deshalb griff der Dorfarzt in Jokebs jeher Lögeli-Suuger lautet, wie kein einst das Haus, das heute Museum ist.
Stube zu grobem Geschütz. Und weil der anderes Artefakt. Frenkendorf war einst «Alles zu zeigen ist das eine. Wir wollen
Arzt kein derartiges Werkzeug hatte, Rebhochburg – und die Einwohner als animieren», sagt Brönnimann. Darum
schickte er nach dem Rossknecht, der trinkfeste Sippschaft bekannt. hat das Museum eine eigene Wanderung
das Baumsäglein aus dem Stall brachte. Aktuell führt das Museum dem über die Schauenburgflue im Angebot.
Als Betäubung dienten ein paar Schlucke Besucher den Wandel der Zeit eindrück-
Schnaps. lich vor Augen. Fensterbilder nennt sich
– 20 – LiMa Januar–Februar 2015