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GESCHICHTE(N)
Dr. Hans Rudolf Schneider, Historiker und
eh. Gymnasiallehrer, Präsident des Gönner-
vereins Dichter- und Stadtmuseum und
dessen langjähriger Leiter, weiht die Leser-
schaft in Trouvaillen aus dem Dichter-
und Stadtmuseum ein.
Leben, Leben, – das ist all und eines,
Ist das Wandern und die Rast am Wege,
Ist die Nacht, die Morgenlicht gebäret,
Ist der Becher und der Wein im Becher,
Ist der Baum und ist die Frucht am Baume, Der Nachlass von Hugo
Marti wird im Schweize-
Leben ist: sein Schicksal reifen lassen. rischen Literaturarchiv
Bern und im Dichter- und
Stadtmuseum aufbewahrt.
Dieses Gedicht stammt aus der Feder des Schriftstellers und Feuilletonredaktors
Hugo Marti (1893–1937). Er verbrachte seine Kindheit in Liestal, wo sein Vater Direktor
der Basellandschaftlichen Kantonalbank war. Hugo Marti begegnete dem Tod früh:
Seine Mutter, die Liestaler Pfarrerstochter Emma Brüderlin, verlor er mit sechs durch
Tuber kulose, ebenfalls zwei Schwestern und einen Bruder; und sein Vater verstarb,
als Hugo 14 Jahre alt war. Er selber erlag der Lungenkrankheit mit 44 Jahren in Davos.
Den Kampf mit der Tuberkulose verarbeitete er im «Davoser Stundenbuch» (1935).
Seine Gattin, die Norwegerin Elsa Lexow, wurde dagegen über hundert Jahre alt.
Hugo Marti lebt in seinen feinsinnigen und vielschichtigen Werken weiter. Sie sind
eng verbunden mit den Landschaften, in denen sie sich abspielen: «Eine Kindheit»
in Basel und Liestal, «Das Haus am Haff» in Ostpreussen, «Rumänisches Intermezzo»
in Rumänien zu Beginn des 1. Weltkriegs und «Ein Jahresring» in Norwegen.
Aufgezeichnet von Beatrice Rieder
– 50 – LiMa November–Dezember 2015