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AUFGEF ALLEN
«Gespür ist gefragt, und offene Ohren», sagt Geschäftspartnerin Judith Wenger über Beratungsgespräche mit trauernden Menschen.
«Ein Trauerflor ist auch ein Lichtblick» weiss Floristin Nicole Schaub (Bild unten), die gerade mit Hingabe ein grosses Blumenherz kreiert.
Diese Begleitung dauert von wenigen manchmal höre ich einfach nur zu.» «Und manchmal lachen wir aus vollem
Minuten bis zu mehreren Monaten. Sie Auch das stille Dasitzen, das schiere Herzen zusammen. Auch das ist mög-
kann vieles sein, vom Halten der Hand Präsentsein, gehört dazu. Dem Ster- lich. Und weinen.»
bis zum Vorlesen. «Manchmal philo- benden die Gewissheit geben, dass da
sophieren wir über Gott und die Welt, jemand ist, dass ihn jemand begleitet. – Frau Munschauer, wie fühlt er sich
an, dieser Moment des Sterbens aus
nächster Nähe?
– Für mich sind das wunderschöne
Momente. Ich spüre eine Verände-
rung, wenn jemand stirbt, Liebe und
Frieden. Als würde es etwas heller
werden um diese Person.
Sterbebegleitung ist auch Trauerbe-
gleitung, «denn auch eine sterbende
Person kann Trauer empfinden. Auch
mit 90 kann es zu früh sein.» Darum ist
Caroline Munschauers oberstes Ziel,
dem Tod die Schwere zu nehmen, «denn
er ist nicht schwer.» Sie bezeichnet den
Tod als Geburt in ein neues Leben,
«auch wenn wir nicht wissen welches.
Aber das wissen wir ja bei unserer
Geburt auch nicht.»
Gewöhnlich wird sie in Pflege-
institutionen gerufen. Die Menschen
sterben heute oft im hohen Alter, viele
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