Page 19 - LiMa 48
P. 19
EINKAUFSERLEBNIS
«Memento mori» nennt Brigitta Glatts ihre Installation, die Teil der Ausstellung «Aussichten»
auf der Sissacher Fluh ist. Während des Entstehungsprozesses verstarb ihr Grossvater.
haben kaum mehr Angehörige, und der Das machen sie vor allem ausserhalb
berufliche Freiraum der eigenen Kinder der Öffnungszeiten, weil es zu grotesken
ist oft so beschränkt, dass sie sich nicht Situationen kommen kann, wenn gleich-
kümmern können. Das Pflegepersonal zeitig jemand auf Wolke 7 schwebend
in Spitälern und Heimen sei heute seine Hochzeitsdekoration besprechen
hervorragend geschult, sagt Caroline, will. Die Gespräche, die entstehen, sind
doch oft fehlten leider die Kapazitäten. ein wichtiger und schöner Teil des
Berufs. Sie sind bereichernd – für sie als
Mit Blumen die letzte Ehre Menschen als auch im Sinne des Resul-
Blumen begleiten den Tod, das entspricht tats. «Man kommt sich emotional extrem
der hiesigen Sterbekultur. Blumenkrän- nahe», sagt Judith.
ze, Blumengestecke und Blumensträusse Gestecke für Trauernde zu machen
gehören zu Beerdigungen wie Sarg und sei besonders emotional, erklärt Nicole,
Kreuz. «Ein Trauerflor ist ein Lichtblick, die in jungen Jahren ihren Vater verlor.
die Blumen einer Beerdigung sollen Sie weiss, wie wichtig Blumen beim
fröhlich in Erinnerung bleiben.» Abschiednehmen sind. Darum ist ihnen
Die das sagt ist Nicole Schaub, 30 beiden wichtig, dass die Blumen Freude
und Floristin. Gemeinsam mit Judith vermitteln, «eine Beerdigung ist doch
Wenger, 45, betreibt sie den «Blueme schon traurig genug», sagt Judith. «Es
Zauber» in Frenkendorf. Auch der Trauer- macht glücklich, Menschen mit Blumen
flor gehört zum Geschäft. Wer ihn die letzte Ehre zu erweisen.»
bestellt, für den nehmen sich die beiden
Floristinnen besonders Zeit. Gespür sei Bedenke, dass du stirbst «Wohin wir auch gehen, den Löffel geben
gefragt und zwei offene Ohren, schlicht Brigitta Glatt ist Künstlerin. Über den wir eines Tages mit Sicherheit ab.»
Zeit, abzuladen. Last und Trauer. Tod nachzudenken, sagt die Liestalerin,
«Manchmal sitzen wir über eine sei eine Herausforderung. «Sobald wir
Stunde lang zusammen», sagt Nicole. leben, ist der Tod nicht weit», sagt sie,
LiMa November–Dezember 2015 – 19 –