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«Mein Grossvater schaut «Da kommt mir dies in den Sinn:
Als ich ein Teenager war, sagte
zu mir herunter» ich mir: Ich will einen Beruf
wählen der mir, wenn ich einmal
sterbe, das Gefühl gibt, gelebt zu
haben. Darum habe ich die Kunst
«Welche Gedanken kommen Ihnen zu ‹Sterben als Berufsfeld gewählt.»
und Tod› in den Sinn?» lautete die Frage, die Simone Berger, Liestal
das LiMa spontan angetroffenen Menschen auf
Liestals Strassen stellte. Diese waren bereit,
sich zu diesem sehr persönlichen Thema zu
äussern. Herzlichen Dank dafür!
Aufgezeichnet von Beatrice Rieder
br
«Ich stelle mir meinen Tod so vor: ich kann auf ein
erfülltes Leben zurück blicken und kann in einer ver-
söhnten ruhigen Art Abschied nehmen, sei dies im
Spital oder daheim im Kreise meiner Lieben. Ruhig und «Oh, da habe ich schon eine Meinung dazu.
versöhnt will ich über die Schwelle gehen können. Mir Ich bin bei Exit angemeldet. Ich kann mir
ist es ein grosses Anliegen, dass das Sterben und der nicht vorstellen, irgendwo dahinzuvegetie-
Tod im Leben einen Platz haben. In diesem Thema ren, bis ich sterbe. Letzthin hatte ich einen
verbinden sich bei mir Beruf und Privat: Ich bin Kran- Herzinfarkt, glücklicherweise war ich grade
kenschwester für Onkologie und Palliative Care. Ich im Spital. Ich hatte riesiges Glück. Stellen
begleite seit vielen Jahren Menschen beim Sterben.» Sie sich vor, ich wäre allein daheim gelegen
Nina Frey Schlittler, Nuglar und niemand hätte etwas bemerkt. Obwohl
br es ja ein schöner Tod gewesen wäre. Bei
meinem Sohn ist das Sterben auch ein
Thema. Er ist Spitalseelsorger am Inselspital
Bern und schreibt gerade ein Buch zu
«Als Jugendlicher war diesem Thema.» Rosmarie Wild, Liestal
ich der Überzeugung,
dass ich nicht alt werden
würde. Darum haben
mich die Themen Ster-
ben und Sterbe prozesse
immer schon beschäftigt. Für mich ist die
Vorbereitung auf den Tod eine Kern-Lebens-
aufgabe.» Andreas Schlittler, Nuglar
br
– 38 – LiMa November–Dezember 2015