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DER LETZTE GANG
«Je älter ich werde, desto anders denke ich über den Tod nach. Er ist immer-
während präsent für mich, da ich schon sehr viele Menschen um mich herum
verloren habe. Für mich ist der Tod surreal, man schiebt ihn gerne vor sich her.
Ich glaube an keine Religion und dennoch ist es für mich ein Naturakt: Wenn
etwas entsteht, wird es auch wieder vergehen. Ich denke, man sollte das Leben
weiterleben, denn es ist zu kurz, um jeden Tag Angst zu haben vor dem Tod.
Jeder, der geht, sollte in den Herzen bleiben, denn so leben die Verstor-
br
benen weiter in dir. Wenn das Ende naht, ist es
wichtig, auf ein Leben zurückzu blicken, das einem
Zufriedenheit gegeben hat, denn dann spielt es
keiner Rolle mehr, es loszulassen.»
Alexander Berney (l.), Frenkendorf «Der Tod gehört zum
Leben. Ich habe meine
Grossmutter und
schon zwei, drei
«Ich habe meinen Grossvater Bekannte verloren.
auf Vater seite nie kennen Es ist immer traurig,
gelernt. Er hat sich das Leben wenn man jemanden gern gehabt
genommen. Das ist schade, denn ich übe heute den hat und verliert. Das Leben ist
gleichen Beruf aus wie er. Ich bin Konditor Confiseur. zeitlich begrenzt und der Tod
Obwohl mein Grossvater gestorben ist, habe ich das gehört dazu. Doch auch wenn es
Gefühl, er schaut zu mir herunter. Er weiss immer, traurige Momente gibt – man
wie es mir geht und macht mir Mut. Es ist traurig, muss weitermachen. Es ist
wenn jemand stirbt, doch man sollte lieber das Positive besser, die positiven Momente
in Erinnerung behalten.» Damaris Reber, Gelterkinden mit der Person in den Gedanken
zu behalten als nur den Tod und
was man verloren hat.»
Tobias Ehrsam, Frenkendorf
«Vor drei Wochen ist meine Gross tante Lisa gestorben. Sie war
89 Jahre alt. Es war sehr schön, sie noch einmal zu besuchen und
sie noch zu sehen, als es ihr noch gut ging. Lisa hat bereits
nichts mehr gegessen, doch bei meinem Besuch konnte ich sie
dazu animieren, einige Melonenstücke mit mir zu essen. Sie hatte zVg
eine riesige Freude, dass wir ein Selfie gemacht haben und sie
es noch gesehen hat. Die Beer digung war nicht so schön. Der
Pfarrer sprach kaum ein Wort deutsch, wir verstanden ihn nicht
und er hat den Namen meiner Grosstante immer falsch ausge-
sprochen. Jetzt ruht sie auf dem Wiesenfriedhof auf dem Hörnli.»
Jen Ries, Liestal und Basel
LiMa November–Dezember 2015 – 39 –